Die Quelle der Existenz: Leseprobe IV

Eine alte Fehde, zwischen zwei verfeindeten Gemeinden.
Ein dunkler Fluch, der ihre Existenz gefährdet.
Eine entzweite Familie, dazu gezwungen, einander zu hassen.
Und zwei Herzen, mit der Bestimmung, sie alle zu erlösen.

 

Auszug aus Kapitel II: Die innere Stimme

Sie war gigantisch und atemberaubend. Baujahr 1592. Es handelte sich um ein dunkelrot gepflastertes Gebäude, das wirkte wie eine Mischung aus Kirche und Burg. Die Saint McSawyerson High School – dies war das erste, was mir an Longford wirklich gefiel.
„Wow“, sagte ich absolut fasziniert. Sie bestand aus einem großen Hauptgebäude und zwei kleineren, jedoch mindestens genauso prächtigen Nebengebäuden, verknüpft durch jeweils einen langen schmalen Turm. Ich fragte mich, was sich in diesen Türmen befand und ob dort wohl auch der Unterricht stattfand. Die Fenster waren sichelmondförmig und bestanden aus buntem Glas. Auf jeder der Fensterscheiben waren Tiere und Figuren abgebildet, als erzählten sie alle zusammen eine Geschichte.
„Ich checke mal, ob sich auf der anderen Seite der Basketballplatz befindet, von dem mir Tom erzählt hat“, sagte Jimmy hoffnungsfroh. Ich setzte mich derweil auf eine Bank und lies meine Gedanken rotieren.
Ich malte mir aus, was mich hier wohl erwarten würde, ob sich hier alle so merkwürdig und hässlich mir gegenüber verhalten würden wie Lena Hanson. Ich fragte mich, was mir diese Schule wohl bringen würde, diese Stadt und die Menschen, die hier lebten. Würde ich hier tatsächlich glücklich werden, so wie meine Eltern es immer wieder zu sagen pflegten? Aber natürlich behaupteten sie das! Was blieb ihnen auch anderes übrig? Bis jetzt hatte ich ihnen kein Wort geglaubt, doch in diesem Moment geschah etwas Magisches:
Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, als gehörte ich hier wirklich her. Alles kam mir plötzlich so vertraut vor, wenngleich ich mir sicher war, nie zuvor in meinem Leben hier gewesen zu sein. Ein unwillkürliches Gefühl beschlich mich. Das Gefühl, tatsächlich hierher zu gehören, war mir nicht geheuer – Birmingham war schließlich meine Heimat und ich vermisste sie mehr als ich es jemals hätte in Worte ausdrücken können.
„Aahh!“, schrie ich und sprang vor Schreck auf. Mich hatte etwas am linken Arm getroffen.
„Hey du, wirf mir mal den Ball zu!“ Ein Basketball hatte mich am Arm getroffen. Sein Besitzer war ein gutaussehender Typ mit nacktem, stark verschwitztem Oberkörper und dunkelblondem vollem, leicht gelocktem Haar. Er sah aus wie ein Mitglied aus einer dieser Boybands, oder wie ein Model aus einer Werbung für Deo oder Duschgel. Sein Oberkörper war so nassgeschwitzt, dass er aussah, als wäre er gerade frisch aus der Dusche gesprungen. Er war gutaussehend, aber auch nicht besser als jeder andere x-beliebige Typ in meinem Alter, der mit durchtrainiertem Oberkörper und sommerlich gebräunter Haut daherkam. Und doch hatte er etwas Besonderes an sich. Vielleicht war es seine Ausstrahlung oder seine selbstbewusste Haltung. Möglicherweise aber auch nur meine Sehnsucht nach jemandem, mit dem ich mich unterhalten, gemeinsam Zeit verbringen konnte – das Verlangen nach einem Freund.
„Wie wär’s mit einer Entschuldigung? Hol dir deinen Ball doch selbst zurück“, schoss es aus mir heraus und ich war selbst ziemlich überrascht von meiner Wortwahl. Ich spürte wie mir literweise Blut in den Kopf stieg und mein Gesicht sich knallrot färbte. Also drehte ich mich wieder weg. Einen Moment lang war es still, bis ich Schritte auf mich zukommen hörte. Der Typ stellte sich direkt vor mich hin und blickte mir in die Augen. Seine Augen waren von einem dunklen Blau und spiegelten grenzenlose Selbstsicherheit wieder. Nur wenige Zentimeter lagen zwischen seinem nackten, verschwitzten Körper und mir. Ich konnte ihn riechen und meine Hormone begannen verrückt zu spielen. Ich spürte, wie das Blut immer schneller in mir zu zirkulierten begann und mein Herz plötzlich wie ein Presslufthammer gegen meinen Brustkorb hämmerte.
Er kam mir zu nah – eindeutig zu nah! Alles, was ich mir in diesem Moment wünschte war, dass die peinlich rote Färbung in meinem Gesicht sich wieder löste und dass mein aufgeregtes wie wild hämmerndes Herz nicht zu hören war.
„Ich fragte dich, ob du mir den Ball zuwerfen könntest“, sagte er langsam und mit sanfter Stimme. Es war, als versuchte er krampfhaft, mich dazu zu bringen, ihm den Ball zurückzugeben und als würde sich irgendetwas tief in mir mit aller Macht dagegen sträuben.
„Irrtum. Du hast mich nicht gefragt, ob ich dir den Ball zuwerfen könnte, sondern es mir regelrecht befoglen.“ Wieder überraschte mich meine eigene Antwort, als wäre da etwas Anderes, das aus mir sprach. Überhaupt wunderte ich mich, dass es meiner Stimme gelang, sich laut und deutlich an dem riesigen Kloß in meinem trockenen Hals vorbeizuquetschen.
Seine selbstsichere Miene löste sich schlagartig auf und stürzte wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Fassungslosigkeit und Unglauben spiegelten sich in seinem Blick wieder. Er schob seine Hände in die Hosentaschen und begann hektisch darin herumzuwühlen, als würde er nach etwas suchen. Er sah abwechselnd zum Ball hinunter und dann wieder hoch zu mir. Dies tat er ein paar Mal, bis er schließlich flüsterte:
„Warum tust du nicht einfach das, was ich dir sage?“ Ich konnte es einfach nicht fassen!
„Wie bitte? Zuerst erschlägst du mich fast mit diesem Ball, ohne dich dafür bei mir zu entschuldigen, dann verlangst du von mir, dass ich ihn dir einfach so zurückbringe und jetzt wunderst du dich auch noch darüber, dass ich dir nicht gehorche? Das ist ein schlechter Scherz, oder?“ Abermals kamen die Worte einfach so aus mir herausgesprudelt. Ich konnte mich nicht bremsen, ehe ich mich versah, waren sie bereits
ausgesprochen. Normalerweise war ich schüchtern und zurückhaltend, tat was andere von mir verlangten, um ja keinen Streit zu provozieren. Aus diesem Grund hatte ich weder meinen Eltern noch Jimmy von meinem unangenehmen Kennenlernen mit Lena Hanson erzählt. Doch nun erfasste mich diese Energie, wie eine innere Stimme oder ein höheres Bewusstsein, das mich beschützte und sich für mich gegen derartige Ungerechtigkeiten wehrte. Ich konnte es mir selbst nicht erklären und ärgerte mich darüber, dass sich diese innere Stärke in mir erst jetzt zeigte.
Der eben noch so selbstsichere Typ blickte mich verwirrt an. Ich konnte sehen, wie seine Finger sich in seine Handflächen bohrten und sich die Muskeln an seinem Oberkörper und in seinen Armen spannten. Er biss sich angestrengt auf die Lippen, als wollte er einen Schrei unterdrücken. Einen Moment lang glaubte ich, er wollte mich angreifen und ich wich einen Schritt zurück. Schweigend sah er mich an – in seinem Blick lag pures Entsetzen. War ich nicht diejenige von uns beiden, die entsetzt hätte sein müssen? Schließlich war es mein zerbrechlicher, schwacher Arm, der von einem riesengroßen, harten Basketball getroffen wurde, und schließlich war ich diejenige, die dafür statt einer Entschuldigung nur eine unverschämte Aufforderung erhielt, den Ball wieder zurück zu bringen!
Hatte ich überreagiert? Bevor einer von uns beiden noch etwas sagen konnte, rief Jimmy mich aus der Richtung, aus der der Ball und der unverschämte Typ gekommen waren und winkte mich zu sich. Der unverschämte Typ hob den Basketball auf und trabte uns mit ernster Miene hinterher.

 

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Bild von skeeze auf Pixabay
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