Der Schmerz muss angenommen und durchlebt werden

Kurzroman: Bitte gib mir meine Erinnerung zurück!

Auszug aus Kapitel 1 – Der erste Traum

[ …] Mein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen und ein Kloß in der Größe eines Kürbisses bildete sich in meinem Hals. Krampfhaft versuchte ich, ihn hinunterzuschlucken bevor er sich in Tränen auflösen würde.
„Du kannst den Schmerz nicht immer wieder unterdrücken. Er wird dich wieder und wieder einholen!“, rief die Stimme.
„Wer spricht da?“, wiederholte ich.
Ich blickte mich um und suchte nach dem Besitzer dieser furchteinflößenden, krächzenden Stimme.
„Ich bin deine gute Fee“, antwortete die Stimme schließlich. Erneut musterte ich meine Umgebung, blickte nach links, nach rechts und nach unten, doch es war niemand zu sehen.
„Hier oben!“, rief sie dann. „Wenn du deinen Kopf ständig nur hängen lässt, dann kannst du gar nicht finden, wonach du suchst!“
An der Spitze dieses Horrorgerüsts saß eine kleine alte Frau in schwarzem, abgetragenem Gewand. Ich konnte nicht viel erkennen, bis auf den riesigen Buckel und das lange, graue, verfilzte Haar, welches ihr seltsam über das Gesicht fiel. Wie eine gute Fee sah sie jedenfalls nicht aus.
„Was soll das? Was willst du von mir?“, fragte ich.
„Die Frage ist, was willst du von mir?“, entgegnete die alte Frau. „Du hast doch um einen Weg gebeten, deinen Schmerz loszuwerden. Bitteschön, hier ist er. Tada!“ Einladend streckte die Alte ihren Arm in meine Richtung und zeigte das Gerüst hinunter. Ungläubig schüttelte ich den Kopf.
„Wie soll mir ein solches Gerüst meinen Schmerz nehmen?“ Gerade in diesem Augenblick empfand ich unerträglichen Schmerz, sowohl physisch als auch psychisch.
„Im Moment fühle ich undenkbare, unermessliche Schmerzen und allein dieses Horrorgerüst ist schuld daran!“, erklärte ich wütend.
„Das Gerüst hat deinen Schmerz nicht produziert, es hat ihn lediglich provoziert.“ Die obskure Frau, die sich selbst als meine gute Fee bezeichnete, saß mit verschränkten Armen da und grinste zufrieden – als wäre sie unheimlich stolz auf ihre soeben gemachte Aussage.
„Und warum tust du mir das an, wenn du mir den Schmerz doch nehmen wolltest?“, fragte ich verständnislos.
„Kindchen, das hier ist die einzige Möglichkeit, um deinen Schmerz zu überwinden!“, kreischte sie. „Der Schmerz muss vollständig angenommen und durchlebt werden, bevor er verschwinden kann. Indem du versuchst, ihn zu verdrängen, schiebst du ihn und deinen Heilungsprozess bloß weiter auf. Aber los wirst du ihn so niemals.“
Die Worte der alten Frau trafen mich wie ein Schlag. Ich sog sie ein, langsam und qualvoll, mit jeder einzelnen Faser meines Körpers. […]

Bitte gib mir meine Erinnerung zurück!

Ein Roman, der dich verstehen lassen wird, dass alles, was dir bisher im Leben widerfahren ist, von großer Bedeutsamkeit ist – denn jede Erfahrung, ob gut oder schlecht, macht aus dir diesen einen wunderbaren einzigartigen Menschen, der du heute bist.

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