Wir sehnen uns nicht nach Vergeltung, sondern nach einem "Happy End"

Kurzroman: Bitte gib mir meine Erinnerung zurück!

Auszug 3 aus Kapitel 7 – Und dann begriff ich

[…] Mein Verstand und mein Ego schrien „nein!“, aber ein tiefliegender und viel weiserer Teil von mir sehnte sich nach Ausgleich und Harmonie, nach einem ‚Happyend‘ – insofern ein Happyend in unserer Situation überhaupt möglich war.
Ich deutete seine Worte und die Tatsache, dass wir uns heute vor dreieinhalb Jahren hier auf diesem Fest das erste Mal geküsst hatten als ein Zeichen des Universums und sprach ihn an. Seine überraschten braunen Augen fixierten mich, als wollten sie das, was sie erblickten voll auskosten, bevor es wieder weg war.
„Weißt du, was sich heute vor genau dreieinhalb Jahren auf diesem Fest ereignet hat?“, fragte ich ihn.
Er antwortete nicht und quittierte meine Frage bloß mit einem Schulterzucken. Jetzt bemerkte ich, wie betrunken er eigentlich war, er konnte sich kaum noch auf den Füßen halten. Wutentbrannt streckte ich ihm den Mittelfinger ins Gesicht und hielt ihn eine gefühlte halbe Ewigkeit in genau dieser Position.
Wie konnte er sich nur nicht an diesen Tag erinnern? Seine unwissende Geste traf mich wie ein Pfeil mitten ins Herz, gleichzeitig sein trauriger Blick, der abwechselnd meinen Mittelfinger und mich fixierte. Tränen bildeten sich in meinen Augen, als ich meinen eigenen Mittelfinger in doppelter Sicht vor mir betrachtete und dahinter die vertrauten Augen, eines Menschen, der mir einst alles bedeutet hatte und mir so nah gewesen war, wie es für zwei Menschen überhaupt nur möglich war. Und mir drängte sich die Frage auf, wie es nur so weit hatte kommen können. Das, was sich zwischen uns beiden ereignet hatte, erschien mir so irreal, so absurd, so ungerecht, so beschämend, so absolut traurig – genauso wie diese Situation gerade.
Ich seufzte und beschloss, dass ich keine Kraft mehr für das Ganze hier hatte. Ich drängelte mich an ihm vorbei, schubste ihn dabei wütend von mir weg und machte mich allein zurück auf den Heimweg.
Es fing zu nieseln an, nach und nach beschleunigten die Tropfen ihre Geschwindigkeit und sie wurden größer und peitschten mir das Gesicht und die Haut taub. Die Wirkung des Zaubertranks namens „Alkohol“ ließ nach und die von ihm so raffiniert erschaffene Illusion von Freude und Glücksgefühlen fiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Was übrig blieb, war ein Gemisch aus eiskaltem Regen und unzähligen brennenden Tränen.
[…]

 

Bitte gib mir meine Erinnerung zurück!

Ein Roman, der dich verstehen lassen wird, dass alles, was dir bisher im Leben widerfahren ist, von großer Bedeutsamkeit ist – denn jede Erfahrung, ob gut oder schlecht, macht aus dir diesen einen wunderbaren einzigartigen Menschen, der du heute bist.❤

 

Weitere Leseproben:

Erfahrungen sammeln: Warum uns bestimmte Dinge widerfahren

Nicht alles lässt sich in Worte kleiden 

Die Wahrheit – obgleich der Schein etwas Anderes sagt 

Der Schmerz muss angenommen und durchlebt werden – Auszug aus Kapitel 1 – Der erste Traum

Erinnerungsverlust: Die Erinnerung ist ein Teil von dir – Auszug aus Kapitel 2 – Wer ist Christian Stark?

Augen: Spiegel der Seele – Schicksal und Herausforderung – Auszug aus Kapitel 3 – Die vertrauten Augen

Erinnerungsverlust: Alles hat seinen Grund – Auszug aus Kapitel 4 – Die verlorene Erinnerung

Erinnerung löschen: Warum jede Erinnerung wichtig für uns ist – Auszug aus Kapitel 5 – Schreibblockade

Traumdeutung Prüfung: Du musst den Schmerz durchleben, erst dann wird er vergehen – Auszug aus Kapitel 6 – Der zweite Traum

Neue Erkenntnis: Vergangenheitsbewältigung – akzeptieren und loslassen – Auszug aus Kapitel 7 – Und dann begriff ich

Konsequenzen tragen – Jeder Zauber hat seinen Preis -– Auszug aus Kapitel 7 – Und dann begriff ich

 

 

Bild von Comfreak auf Pixabay
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