Kurzroman: Bitte gib mir meine Erinnerung zurück!
Auszug aus Kapitel 4 – Die verlorene Erinnerung
Schmerzen. Erinnerung. Augenblicklich durchfuhr mich ein Geistesblitz in Form eines eiskalten Schauers.
So, wie ich das mitbekommen hatte, sprachen Richard, Katrin und Anna davon, dass dieser Christian Stark mein Exfreund sei. Scheinbar war ich nur die einzige, die sich, aus welchem Grund auch immer, nicht mehr an ihn erinnern konnte.
Auf dem Fläschchen mit dem mysteriösen Nebel, welcher offenbar nur für mich sichtbar war, waren die Worte Erinnerung an Christian Stark eingraviert.
Jetzt, da ich ihn gesehen hatte und seinen Blick und diese vertrauten Augen, wusste ich, dass das, wovon Richard, Katrin und Anna den ganzen Tag über gesprochen hatten, einen Sinn ergeben musste. Katrin und Tobi glaubten mir nicht und hatten mich bereits als vollkommen übergeschnappt abgestempelt. Mir blieb jedoch noch Anna.
Mit einem Satz hüpfte ich vom Bett, schnappte mir das Fläschchen und eilte zu Annas Zimmertür. Vorsichtig öffnete ich sie. Natürlich schlief sie bereits – es war drei Uhr nachts.
„Anna?“, sagte ich vorsichtig. Sie schlummerte tief und fest in ihrer Bettdecke eingemummelt. Es tat mir fast leid, sie aufwecken zu müssen, da ich wusste, dass sie morgen wegen ihrer Bandprobe früh aufstehen musste.
Aber das hier war wichtiger. Ich schüttelte sie leicht, um sie sanft zu wecken, als ich vor lauter Tollpatschigkeit versehentlich gegen ihren Schreibtisch stieß, was daraufhin eine Art Dominoeffekt auslöste. Nach und nach verabschiedete sich ein Buch nach dem anderen vom Tisch und klatschte laut zu Boden. Ich versuchte noch vergeblich, die letzten Bücher aufzuhalten, als Anna schließlich wach wurde.
„Was machst du hier? Willst du jetzt noch ein Buch lesen?“, fragte sie im Halbschlaf.
Ich setzte mich zu ihr aufs Bett. „Ich muss dir etwas zeigen“, erklärte ich ihr. Skeptisch runzelte sie die Stirn und sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. Als sie jedoch registrierte, wie ernst es mir war, richtete sie sich auf und rieb sich die Augen. Schläfrig blinzelte sie und sagte:
„Spuck’s aus. Was hast du wieder ausgefressen?“ (Wahrscheinlich erwartete sie nun eine ausführliche und komödienreife Geschichte davon, wie ich mal wieder den Wagen unserer Eltern zu Schrott gefahren hatte. Weil ich beim Wechseln in einen anderen Gang den Blick hinab gesenkt hatte, war ich einmal versehentlich von der Straße abgekommen und mit dem Wagen statt auf die nächste Kreuzung in einem Graben gelandet.)
Ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte und vor allem wie, doch ich erzählte ihr einfach dasselbe wie Katrin und Tobi, in der Hoffnung, dass sie mir glauben würde.
„Gestern Nacht hatte ich einen seltsamen Traum. Daraufhin bin ich aufgewacht und fand diese Flasche.“
Ich knipste die kleine Schreibtischlampe an und öffnete meine Hand. „Da drin befindet sich ein ganz schräger Nebel, der immer ganz hektisch und hypnotisierend zu tanzen beginnt, sobald ich die Flasche zur Hand nehme und sie betrachte. Du kannst den Nebel nicht sehen, Katrin und Tobi konnten es auch nicht.“ Mir war bereits ganz bang zu Mute, da ich gerade selbst feststellte, wie absurd meine Geschichte eigentlich klang und ich befürchtete, meine eigene Schwester würde mir ebenso wenig glauben wie meine beiden besten Freunde.
„Doch, ich kann ihn sehen“, murmelte Anna, während sie das Fläschchen misstrauisch observierte.
„Womöglich konnten Katrin und Tobi den Nebel nicht sehen, weil sich die Flasche nicht in meiner Hand befand, während Katrin sie inspizierte.“, fiel mir auf Anhieb dazu ein.
„So etwas Schräges habe ich noch nie gesehen. Zeig mal her.“ Völlig fasziniert riss Anna mir das Fläschchen aus der Hand. Langsam löste sich der Nebel wieder auf, so als wäre er nie da gewesen.
„Cool, wie hast du das gemacht?“, fragte sie.
„Ich hab´ das nicht gemacht, Anna. Ich habe die Flasche in meinem Zimmer auf dem Fußboden gefunden, nachdem ich aus einem ganz verrückten Traum aufgewacht bin. Jetzt lies, was auf ihr steht“, forderte ich sie auf.
„Erinnerung an Christian Stark“, las sie laut.
„Kannst du mir sagen, wer er ist?“, fragte ich sie. „Zuerst glaubte ich, es handele sich vielleicht um einen dummen Streich eurerseits, einen blöden Aprilscherz oder so, aber dann habe ich ihn gesehen. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wo ich ihm schon mal begegnet war, aber er kam mir so vertraut vor. Seine Augen, sein Blick. Seit gestern früh gerät alles irgendwie aus den Fugen. Richard hat mit mir Schluss gemacht, weil ich auf der Party mit so ´nem Kerl getanzt hab´ und ich hab´ mich ganz arg mit Katrin gestritten. Katrin und Tobi glauben mir nicht. Und du bestimmt auch nicht…“, erzählte ich vollkommen niedergeschlagen. Auf Annas Gesicht bildete sich ein breites Grinsen.
„Wow, Mrs. Oberbrav hat ihre wilde Seite entdeckt. Du warst also schön am Flirten heut Nacht.“ Mit stolzem Blick sah sie mich an und klatschte in die Hände. „Krass… du hast meine Anweisung, dass du auf der Party deinen Spaß haben sollst, also wortwörtlich genommen“, kicherte sie.
Ich sah sie bloß ausdruckslos an, worauf sie sofort zu klatschen aufhörte und fortfuhr: „Einem Außenstehenden würde ich diese Story tatsächlich nicht abkaufen.
Aber da du meine ältere Schwester bist, ich dich seit fast 17 Jahren kenne und dieser echt krasse Nebel hier drin für mich Beweis genug ist, glaube ich dir.“
Mit zusammengekniffenen Augen starrte sie auf das Fläschchen in ihrer Hand. Ihre großen, grünen Augen ruhten nachdenklich auf der Gravierung. „Ich frage mich, wie so etwas möglich ist, woher die Flasche kommt und dieser Nebel…“
„Diese Frage stelle ich mir seit fast 24 Stunden. Ich glaube, das hat etwas mit meinem Traum zu tun“, erklärte ich und bettete meinen Kopf in die Hände. Ich atmete erleichtert aus und war heilfroh, dass wenigstens Anna mir glaubte. Ich erzählte ihr von meinem Alptraum, zumindest an das, woran ich mich noch erinnern konnte…
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Seltsame Träume, Zeitreisen und eine wichtige Lektion:
Ein spiritueller Kurzroman, der dich verstehen lassen wird,
dass alles, was dir bisher im Leben widerfahren ist, von großer Bedeutung ist –
denn jede Erfahrung, ob gut oder schlecht, macht aus dir
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