Warum es so wichtig ist, überholte Glaubensmuster zu hinterfragen

Diese Geschichte vermittelt eine wichtige Botschaft

Glaubenssätze sind Überzeugungen, die unser Denken, Handeln und somit unsere Realität beeinflussen. Nicht selten handelt es sich bei ihnen um Überzeugungen, die uns hemmen, uns Grenzen setzen, unser Wachstum einschränken. Die folgende Erzählung vermittelt dazu eine wichtige Botschaft für Groß und Klein.

Es war einmal ein einzigartiger Wald – größer und prächtiger als jeder andere. Er lag im Reiche Venkerias. Dort, wo stets Friede, Freude und Harmonie herrschten, wo die verschiedenartigsten Pflanzen in ihren prächtigsten Farben erblühten und die Sonne jeden Tag strahlte. Den Waldbewohnern fehlte es hier an nichts und sie wogen sich in der Gewissheit stetiger Sicherheit. Die Feen eines seltenen Feenvolks waren die Herrscher des Waldes. Sie verfügten über magische Kräfte und besaßen somit eine mächtige Waffe, um den Wald vor externen Gefahren zu beschützen. Fremde und ungebetene Eindringlinge, welche Schlechtes im Schilde führten, waren im Feenwald nicht willkommen und bekamen dies am eigenen Leibe zu spüren. Das Feenvolk verwandelte gefährliche Trolle in wunderschöne Statuen, Riesen in winzige Zwerge, feuerspeiende Drachen in harmlose Eidechsen und andere Bestien in friedliche Schmetterlinge.

Das venkerianische Feenvolk achtete und beschützte sein Reich vor jeder Art von Unheil. Die Bewohner des Waldes wussten das zu schätzen und waren den Feen sehr dankbar dafür. Niemand wusste mehr, wie es dazu gekommen war, doch wenngleich die Feen ihren Wald liebten, pflegten sie eine ungewöhnlich distanzierte Haltung den anderen Waldbewohnern gegenüber und hielten sich bloß unter ihresgleichen auf. Von Generation zu Generation wurde den Feenkindern gelehrt, dass das Feenvolk aufgrund ihrer magischen Kräfte etwas Besonderes sei und sich dementsprechend zu verhalten habe. Somit war mit der Zeit der Glaubenssatz entstanden, eine Fee habe sich bloß unter ihresgleichen aufzuhalten und es gehöre sich für eine Fee nicht, engere Freundschaften zu den anderen Geschöpfen aufzubauen. In den Köpfen der Waldbewohner hatte sich ein unschönes Bild über die Feen manifestiert: Das Feenvolk sei ein hochnäsiges Volk, das sich für etwas Besseres halte. Doch obwohl die Feen sich meist bloß unter ihresgleichen aufhielten, respektierte der Großteil der übrigen Waldbewohner sie ungemein und blickte zu ihnen auf, immerhin beschützen diese ihr Reich und somit auch ihr Zuhause.

Auch die kleine Fee Nora lebte zusammen mit ihren Feengeschwistern im Feenwald. Eines Tages jedoch geschah ein Unglück. Während des Flugs stürzte die kleine Fee und brach sich einen ihrer Flügel. Nun konnte sie nicht mehr fliegen und sich nicht länger mit den anderen Feen in die Lüfte erheben. Bis der zarte Flügel wieder verheilte, würde es eine Weile dauern. Solange musste Nora sich auf dem Waldboden aufhalten. Die magischen Kräfte der Feen waren bloß dafür vorgesehen, dem Feenwald und seinen Bewohnern Schutz zu bieten. Also war das Problem der kleinen Fee nicht mit Magie zu lösen. Wurde die Magie der Feen für andere Zwecke missbraucht, so würde sie einem mit sofortiger Wirksamkeit entzogen.
Während die anderen Feen sich amüsierten, saß Nora ganz allein auf einem Stein. Als sie ihren Schwestern beim Fliegen zusah und ihrem Kichern lauschte, konnte sie nicht anders und fing zu weinen an. Für eine Fee war es eine ungeheure Demütigung und ein furchtbares Leiden, nicht fliegen zu können, denn das war, was die Feen am liebsten taten. Die anderen Feen bemerkten nicht, wie traurig ihre verletzte Schwester war und waren bloß mit sich selbst beschäftigt und ganz in ihre Spielereien versunken.

Stunden vergingen und Nora saß immer noch ganz allein da. Die anderen Feen hatten nicht ein einziges Mal nach ihrer Schwester gesehen oder sich erkundigt, wie es ihrem Flügel ging. So langsam hatte Nora das Herumsitzen satt. Sie langweilte sich, also beschloss sie, sich ein wenig zu Fuß umzusehen. Sie trocknete sich die Tränen und machte sich auf den Weg. Während ihres Spaziergangs erntete sie viele Blicke. Andere Waldbewohner, wie Ameisen, Schnecken und Käfer waren verwundert über diesen ungewöhnlichen Besuch und starrten Nora ungläubig hinterher. Einige von ihnen hatten einer Fee noch nie hautnah gegenübergestanden und hatten die Feen bisher bloß aus der Ferne beobachten können.

„Das ich das in meinen alten Jahren noch miterlebe, hätte ich nicht gedacht“, sprach eine heisere Stimme. Verwirrt musterte Nora ihre Umgebung, bis sie eine Schnecke auf einem Grashalm entdecke.

Ein aufdringliches Augenpaar starrte sie aus einem faltigen Gesicht aus an. „Eine Fee hier unten auf der Erde und das ganz allein. Was ist dir bloß widerfahren mein Kind? Kannst du nicht mehr fliegen?“

„Ich bin gestürzt und habe mir den Flügel gebrochen. Jetzt bin ich zu Fuß unterwegs“, erklärte die Fee. Nora war erschüttert über den Tonfall der alten Schneckendame. War es denn tatsächlich so ungewöhnlich, eine Fee auf der Erde anzutreffen, zu Fuß und ohne Begleitung anderer Feen?

„Hab´  ich es mir doch gedacht! Ihr Feen seid doch für gewöhnlich bloß in den Lüften und vor allem in Schwärmen anzutreffen. Ein hochnäsiges Volk diese Feen!“.

Die alte Schneckendame kehrte Nora den Rücken zu und verkroch sich in ihr Schneckenhaus. Nora missfiel die Art und Weise, wie die alte Schneckendame über das Feenvolk sprach. Sie war zugleich verärgert darüber als auch verletzt. Nachdenklich setzte sie ihren Weg fort, bis ihre zarten Beine ermüdeten. Sie war die Fortbewegung zu Fuß nicht gewohnt und legte sich zur Rast in eine einladende Blütenpflanze. Erschöpft schloss sie die Augen und schlief auf der Stelle ein.

Nach einer Weile wurde sie von einem lauten Summen geweckt. Sie öffnete ihre Augen und eine dicke Hummel schwirrte über ihrem Kopf.

„Hey, raus da! Mach, dass du von hier verschwindest, du komisches Insekt! Das hier ist meine Blüte! Hier sammle ich meinen Blütenstaub – such dir gefälligst eine andere!“ Die summende Hummel stupste die Fee aus der Blüte und Nora landete taumelnd auf dem Hintern.

„Aua! Das hat wehgetan!“, sagte sie und rieb sich die schmerzenden Glieder. Als sie sich wieder aufrichtete, machte die Hummel plötzlich ganz große Augen.

„Eure Hoheit, bitte entschuldigt! Ich habe nicht erkannt, dass Ihr eine Fee seid! Ihr haltet euch doch für gewöhnlich immer in Schwärmen auf! Ein einzelnes Exemplar Euresgleichen ist mir noch nie zu Gesicht gekommen!“ Die Hummel verbeugte sich vor der Fee und bat weiterhin um Verzeihung.

„Bitte behandle mich nicht wie eine Königin, ich bin bloß eine Fee und keine Hoheit!“, klärte Nora die Hummel auf. „Wenn das hier deine Blüte ist, dann tut es mir leid, mich in ihr ausgeruht zu haben. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag!“

Nora verabschiedete sich von der Hummel und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen und das soeben Geschehene zu begreifen. Die Hummel starrte der Fee ganz verdattert hinterher. Sie hatte nicht geahnt, dass das Wesen der Feen derart höflich und bescheiden sein konnte. Bisher hatte die Hummel bloß davon gehört, die Feen seien ein hochnäsiges Volk, das sich in den Baumkronen verstecke und den Kontakt zu den anderen Waldbewohnern meide, da es sich für etwas Besseres halte. Nora hingegen konnte die anfängliche Unhöflichkeit der Hummel ihr gegenüber nicht nachvollziehen, als die Hummel noch nicht ahnte, dass Nora eine Fee war. Als die Hummel entdeckt hatte, dass sie eine Fee aus der Blüte gestoßen hatte, hatte sie plötzlich ganz hysterisch um Verzeihung gebeten – so als fürchtete sie, den Zorn der Feen auf sich ziehen zu können.

Nora setzte ihren Weg fort und schon bald machte sie die nächste Bekanntschaft.

„Hey, wer oder was bist du denn? So etwas wie dich habe ich ja noch nie gesehen!“, sprach ein kleiner Käfer die Fee an. Er stellte sich Nora mitten in den Weg, worauf sie verwirrt Halt machte. Der Käfer musterte sie von oben nach unten. Er kam ihr sehr nahe, um sie genauer unter die Lupe zu nehmen.

„Mein Name ist Nora und ich bin eine Fee“, klärte Nora den Käfer höflich auf.

„Das kann nicht sein!“, erwiderte der Käfer ablehnend. Hastig schüttelte er den Kopf. „Wenn du eine Fee wärst, dann flögest du doch dort oben bei den anderen Feen. Die Feen halten sich nie hier unten bei uns auf!“

„Ich kann nicht“, erklärte Nora traurig. „Mein Flügel ist gebrochen.“ Sie deutete auf ihren linken Flügel und der Käfer begann zu verstehen.

„Oh nein! Wie konnte das nur passieren? Tut das weh?“, erkundigte er sich erschüttert.

„Ja, ein wenig und ich kann jetzt für eine Weile nicht mehr fliegen.“ Nora wischte sich schnell die Tränen weg, die ihr nun in die Augen stiegen.

Der Käfer sah sofort, wie sehr die Fee litt und beschloss, ihr zu helfen.

„Mein Name ist Toni. Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen“, sagte er und streckte der Fee die Hand entgegen.

Sie griff sofort zu und war dankbar für die Freundlichkeit des Käfers.

„Warum leisten dir die anderen Feen hier unten keine Gesellschaft bis dein Flügel wieder verheilt ist?“, wollte Toni wissen. Nora zuckte ratlos mit den Achseln.

„Ich denke, meine Schwestern wollen lieber zusammen mit den anderen Feen in der Sonne über die Wiesen fliegen, als hier unten auf der kalten Erde zu sitzen.“

„Also, wenn du meine Schwester wärst, dann würde ich dir immer Gesellschaft leisten, ganz gleich wo. Ich würde dich nie allein lassen“, beteuerte Toni aufgebracht.

„Danke, das ist lieb von dir“, antwortete Nora, ganz überwältigt von den Worten des kleinen Käfers. Sie war froh, dass er sich ihr gegenüber nicht so seltsam verhielt wie die alte grantige Schneckendame oder die verrückte dicke Hummel.

„Und jetzt stelle ich dir meinen Freund Ari vor. Der kann machen, dass du wieder fliegen kannst, da bin ich mir ganz sicher!“, verkündete Toni begeistert. Er nahm Nora an die Hand und spazierte mit ihr durch die Gräser. Auf dem Weg zu Tonis Freund Ari, zogen die beiden alle Blicke auf sich. Schaulustige versammelten sich und die Waldbewohner waren begeistert von der neuen wundersamen Bekanntschaft des Käfers. Stolz präsentierte Toni allen seine neue Freundin und genoss die ganze Aufmerksamkeit.

Als sie Ari erreichten, bemerkte der Vogel sofort, dass mit der kleinen Fee etwas nicht stimmte. Als Vogel konnte Ari sehr hoch hinaus fliegen, überall dorthin, wo sich auch die Feen aufhielten. Er wusste, wie sehr die Feen das Fliegen liebten und dass sie sich nicht gern auf dem Erdboden aufhielten. Sein geschultes Auge erkannte den kaputten Flügel sofort.

„Dein Flügel ist verletzt, habe ich Recht?“, fragte er geradezu. Nora nickte traurig.

„Aber ich habe eine Idee, wie sie auf der Stelle wieder fliegen kann!“, jubelte Toni.

Der Vogel und die Fee blickten einander verdattert an. Wie sollte Nora mit ihrem gebrochenen Flügel denn ganz plötzlich wieder fliegen können? Er musste doch erst einmal wieder in Ruhe verheilen!

„Ich verstehe, dass du ihr helfen willst“, bemerkte Ari „aber ich bezweifle, dass deine Idee funktionieren wird.“

„Nun hör sie dir doch erst einmal an, bevor du so vorschnell urteilst!“, rief der Käfer eingeschnappt.

„Ist ja gut, ist ja gut, ich höre!“, erwiderte Ari schnell, seine Flügel beschwichtigend in die Höhe hebend.

„Eigentlich müsstest du wissen, um was es in meiner Idee geht. Also wirklich Ari, du bist doch ein Vogel!“, erklärte Toni kichernd. Doch sowohl Ari als auch Nora hatten nicht den blassesten Schimmer, worum sich Tonis Idee drehen könnte…

Sie wollen wissen, wie es weitergeht und die Erzählung Ihren Kindern vorlesen?
Wird Nora wieder fliegen können? Wie werden die anderen Feen reagieren, wenn sie Nora zusammen mit ihren beiden neuen Freunden entdecken? Und wie lautet die Moral der Geschichte?

Mit dieser Erzählung + Zusatzmaterial wird Ihr Kind alles über wahre Freundschaft lernen, Bewusstsein für Diversität und Toleranz entwickeln, erfahren, warum es wichtig sein kann, überholte Glaubensmuster aufzulösen, seine Kreativität fördern und wichtige Regeln der deutschen Grammatik festigen. ✏📖🌺

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Begleiten Sie und Ihr Kind Nora auf ihrer spannenden Reise mit den Waldbewohnern, auf welcher sich trotz diverser Unterschiede zwischen den Feen und den anderen Waldbewohnern, wahre Freundschaften entwickeln. Denn gemeinsam schafft man alles!

Viel Freude damit❣

 

 

Bild von Hans Braxmeier auf Pixabay
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