Kurzroman: Bitte gib mir meine Erinnerung zurück!

Auszug aus Kapitel 7 – Und dann begriff ich

Ich war bereits wach, doch blieb noch eine Weile mit geschlossenen Augen liegen. Die gähnende Leere und das unerbittliche Verlangen in mir waren verschwunden. Dafür war meine Erinnerung wieder da. Im Moment wusste ich noch nicht, ob ich das als gut oder schlecht befand. Einerseits war ich heilfroh, dass ich sie zurück hatte, andererseits schien mich diese beinahe wieder zu überfordern. Unzählige Bilder, Szenarien und Emotionen zogen sich durch meinen Geist, verschiedenste Gedankenfragmente und einzelne Erinnerungen schlugen wie Wellen auf mich ein. Ich spürte den Schmerz und das Leid, erinnerte mich an all die Tränen der vergangenen Monate, all die schlaflosen von Alpträumen gepeinigten Nächte.
[…] Vor Schreck riss ich die Augen auf. Schmerz flammte in meiner Brust auf. Es war ein glühender, wütender, enttäuschter Schmerz. Ich wollte ihn unterdrücken, biss mir auf die Lippen und hielt mühsam den Atem an. Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich bemühte mich, nicht zu blinzeln. Ein paar Sekunden lang verharrte ich in diesem Zustand und wünschte mir, ich könnte ihn länger halten. Ich war auf das, was mich gleich erwartete, noch nicht vorbereitet. Als ich es nicht mehr aushielt, pressten meine verkrampften Bauchmuskeln mir mit einem Zug die Luft wieder aus der Lunge und all die gesammelten Tränen lösten sich aus meinen Augen.
Und als der Moment schließlich da war – der Moment, in dem ich begann zu begreifen, fühlte ich mich wie Eis, das in der Sonne unter Schmerzen zu Wasser erstirbt und jeglichen Halt verliert. Meine Erinnerung an Christian war von Wichtigkeit, da ich mich ohne sie an nichts mehr erinnerte, was mit ihm im Zusammenhang stand. Ohne diese Erinnerung war ich unzählige Stufen in meiner Entwicklung zurückgefallen.
[…] Eine rasant anwachsende, pulsierende und allumfassende Wut stieg in mir auf. Negative Gefühle von unterschiedlichster Art erwachten in mir. Groll, Eifersucht, Wut und sogar Hass verbanden sich miteinander und vermischten sich in mir zu einer bösartigen Komposition, die keinen guten Einfluss auf meine Befindlichkeit und mein daraus resultierendes Handeln haben würde! Der Drang nach Vergeltung träufelte mir Gift ins Herz und war gerade dabei zu einem unaufhaltsamen Geschwür heranzuwachsen! Heulend schlug ich mir die Hände vors Gesicht und rannte zum Bad hinaus, um mir das brennende Gesicht mit kaltem Wasser zu kühlen. Nach einer dreißigminütigen kalten Dusche versuchte ich, wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Anna erzählte ich noch nichts von meiner wieder neu errungenen Erinnerung an Christian, da sie dagegen gewesen war und ich jetzt auch verstand warum. Abgesehen davon war ich mir nicht sicher, ob ich diese Erinnerung tatsächlich behalten wollte

 

Bitte gib mir meine Erinnerung zurück!

Ein Roman, der dich verstehen lassen wird, dass alles, was dir bisher im Leben widerfahren ist, von großer Bedeutsamkeit ist – denn jede Erfahrung, ob gut oder schlecht, macht aus dir diesen einen wunderbaren einzigartigen Menschen, der du heute bist.

 

Weitere Leseproben:

Erfahrungen sammeln: Warum uns bestimmte Dinge widerfahren

Nicht alles lässt sich in Worte kleiden 

Die Wahrheit – obgleich der Schein etwas Anderes sagt 

Der Schmerz muss angenommen und durchlebt werden – Auszug aus Kapitel 1 – Der erste Traum

Erinnerungsverlust: Die Erinnerung ist ein Teil von dir – Auszug aus Kapitel 2 – Wer ist Christian Stark?

Augen: Spiegel der Seele – Schicksal und Herausforderung – Auszug aus Kapitel 3 – Die vertrauten Augen

Erinnerungsverlust: Alles hat seinen Grund – Auszug aus Kapitel 4 – Die verlorene Erinnerung

Erinnerung löschen: Warum jede Erinnerung wichtig für uns ist – Auszug aus Kapitel 5 – Schreibblockade

Traumdeutung Prüfung: Du musst den Schmerz durchleben, erst dann wird er vergehen – Auszug aus Kapitel 6 – Der zweite Traum

 

 

Bild von Ulrike Mai auf Pixabay
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