Kurzroman: Bitte gib mir meine Erinnerung zurück!
Auszug aus Kapitel 6 – Der zweite Traum
„Tja, die Augen sind der Spiegel zur Seele. Dein menschliches Wesen mag ihn vielleicht vergessen haben, aber deine Seele wird das nie! Ihr Menschen seid wirklich bemitleidenswert“, ächzte die Alte halb amüsiert, halb wehmütig. „Ich kenne die menschliche Natur mit all ihren Schattenseiten. Eines der größten Miseren der menschlichen Natur ist, dass der Mensch sich immer nach dem sehnt, was er nicht hat oder nicht haben kann. Der Mensch ist von einem Parasiten befallen und dieser nennt sich Verlangen! Er hegt einen immer größer werdenden Wunsch, welcher ihn solange plagt und quält, bis er ihm endlich erfüllt wird, doch sobald jener Wunsch erfüllt ist, hebt sich der Vorhang und der Schleier dieser Illusion namens Wunsch löst sich wieder auf! Daraufhin bildet sich dann eine neue Illusion, der Mensch wird von einem weiteren Parasiten befallen und das immer wieder. Es ist ein ewiger Teufelskreis und die Kunst ist es, den Teufelskreis zu durchbrechen und ihm zu entkommen!“
Ich begriff nicht, was die alte Hexe da faselte oder worauf sie hinauswollte.
„Was willst du mir damit sagen?“
„Verstehst du denn nicht, Kind? Sobald du deine Erinnerung wieder zurückhast, wird sich dein Wunsch nach der Erinnerung in Luft auflösen und ein neuer Wunsch wird in dir heranreifen, nämlich derjenige, sie wieder loszuwerden!“ Mit weit aufgerissenen Augen starrte die Hexe mich an. Ich konnte die roten Äderchen und mein eigenes Spiegelbild in ihren Augen erkennen, so nahe kam sie mir. Ihre schmalen, faltigen Lippen waren vor Zorn so fest aufeinandergepresst, dass sie gänzlich verschwunden waren.
„Das heißt also, du wärst in der Lage, mir meine Erinnerung wieder zurückzugeben?“, fragte ich hoffnungsvoll.
„Aber natürlich wäre ich das. Was für eine Frage! Ich bin doch deine gute Fee!“, schrie sie mit ausgestreckten Armen in den unendlichen, leeren, dunklen Raum hinein, so als wollte sie aller Welt verkünden und jedermann davon überzeugen, dass sie eine gute Fee und keine Hexe sei.
„Bitte, gib mir meine Erinnerung zurück!“, sagte ich mit einer flehenden Geste. Die alte Frau zeigte mit ihrem Stock auf die kleine Brusttasche meines Pyjamas. Ich schlüpfte mit meinen Fingern hinein und spürte das Fläschchen. Langsam zog ich es hinaus und zögerte noch einen Moment, bevor ich meine Erinnerung behutsam der Alten in die Hände legte.
„Ich werde dich wieder mit deiner Erinnerung verbinden, doch nur unter einer Bedingung“, sagte die Hexe fordernd.
„Alles, was du willst“, hauchte ich entschlossen.
„Du musst mir versprechen, einen Weg zu finden, die Situation zu überstehen ohne noch einmal den Wunsch zu hegen, die Erinnerung wieder loszuwerden. Du musst einen Weg finden, um im Einklang mit dieser Erinnerung zu leben.“ Weder wusste ich, ob ich gewillt oder im Stande dazu war, dieses Versprechen zu halten, noch begriff ich, die tiefliegende Bedeutung oder Tragweite, welche sich hinter diesem Versprechen verbarg. Ich nickte einfach und stimmte zu, denn alles, was ich mir in diesem Augenblick wünschte, war meine verlorene Erinnerung.
„Gut. Dann frage ich dich noch einmal, und dies wird das letzte Mal sein, dass ich dich das frage. Bist du dir sicher, dass du dich wieder mit dieser Erinnerung verbinden möchtest?“ Abermals nickte ich entschlossen und konnte es kaum erwarten. Die Hexe schlang ihre knochigen Finger um den Korken der Flasche, schloss die Augen und murmelte unverständliche Worte auf einer mir unbekannten Sprache vor sich hin. Sie zog den Korken aus der Flasche und ein wunderschöner, sich um sich selbst windender und tanzender Nebel bewegte sich auf mich zu. Ich spürte, wie etwas in mich eindrang, sich mit mir verband, sich bis hin mit dem letzten, kleinsten innersten Winkel in mir verwob…
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Seltsame Träume, Zeitreisen und eine wichtige Lektion:
Die Lektüre wird dir u.a. dabei helfen:
- dich in Akzeptanz zu üben
- deine Vergangenheit loszulassen
- leichter vergeben zu können
- die Zusammenhänge zwischen Vergangenheit und Zukunft besser zu verstehen
- dein positives Denken zu stärken
- die eigene Resilienz und emotionale Intelligenz zu aktivieren und zu steigern
Ein spiritueller Fantasy-Kurzroman, der dir zeigen wird, dass alles, was dir im Leben bisher widerfahren ist, von großer Bedeutung ist, da es aus dir den einen wunderbaren Menschen macht, der du heute bist. ♡
Leseproben:
Erfahrungen sammeln: Warum uns bestimmte Dinge widerfahren
Nicht alles lässt sich in Worte kleiden
Die Wahrheit – obgleich der Schein etwas Anderes sagt
Der Schmerz muss angenommen und durchlebt werden – Auszug aus Kapitel 1 – Der erste Traum
Erinnerungsverlust: Alles hat seinen Grund – Auszug aus Kapitel 4 – Die verlorene Erinnerung
Erinnerung löschen: Warum jede Erinnerung wichtig für uns ist – Auszug aus Kapitel 5 – Schreibblockade
Konsequenzen tragen – Jeder Zauber hat seinen Preis – Auszug aus Kapitel 7 – Und dann begriff ich
Liebe Philosophie: Liebe kennt keine Grenzen und heilt alles – Wunscherfüllung ❤ – Auszug aus Kapitel 8 – Der dritte Traum
Angst loslassen: Liebe lohnt sich – Frieden schließen ✨ – Auszug aus Kapitel 8 – Der dritte Traum
Die zweite Chance – der Weg zum nächsten Angststurm – Auszug aus Kapitel 9 – Die zweite Chance
Erkenntnisgewinn – alles passiert aus einem bestimmten Grund – Kapitel 10 – Die Erkenntnis
Mauer aus unausgesprochenen Fragen: Die Augen als Spiegel der Seele – Kapitel 10 – Die Erkenntnis
Vergebung lernen und Angst besiegen: „Meine gute Fee“ 📚 ✨ – Kapitel 10 – Die Erkenntnis
Der erste Traum: Traumdeutung Feuer – Kapitel 1 – Der erste Traum
Zeitreise und Gedächtnisverlust: Irgendetwas Seltsames ging hier vor sich … ⏳ – Auszug aus Kapitel 3 – Die vertrauten Augen
Wir können niemals gänzlich vergessen – Auszug aus Kapitel 4 – Die verlorene Erinnerung
Wahrheit oder Lüge: Die Wahrheit will gesehen werden – Auszug aus Kapitel 5 – Schreibblockade
Erinnerungsverlust: Das vergessene Gedicht – Auszug aus Kapitel 5 – Schreibblockade