Auszug aus Kapitel III: Der grüne Schimmer

Meine Mum war wirklich hübsch. Sie war groß und schlank – ganz anders als ich. Jimmy und mein Vater waren ebenfalls groß und schlank. Ich war gerade mal 1,56 m groß. Von wem ich das hatte, war meinen Eltern angeblich genauso schleierhaft wie mir.
Die Hansons kamen uns entgegen, mit Tochter und Sohn im Schlepptau.
„Hallo Jimmy, hi Stacy“, begrüßte Tom uns herzlich.
„Guten Morgen“, setze Lena vornehm an. „Wir werden euch zum Unterricht begleiten und dafür sorgen, dass ihr euch hier an der Saint McSawyerson High School schnellstmöglich einlebt.“
„Das ist sehr hilfsbereit von euch, Lena“, entgegnete meine Mum begeistert. Die „Hexe“ grinste zufrieden.
„Folgt uns“, forderte sie uns auf. Wieder schenkte sie meiner Mum ihren süßesten Blick, bevor sie sich umdrehte. Dann schweifte ihr Blick hinüber zu Jimmy. Auch ihm schenkte sie ihr süßestes Lächeln, das zugleich ganz schön lasziv wirkte. Er ging sofort darauf ein und lächelte schüchtern zurück. So hatte ich meinen kleinen Bruder noch nie erlebt!
Vor der Schule und in den Gängen hielten sich die verschiedensten Schüler auf. Sie standen alle in Grüppchen da und jeder gehörte irgendwo dazu.
Ob zu den Sportlern, den Strebern, den Freaks oder den Schönheitsköniginnen, die mit so hohen Absätzen und so kurzen Röcken zur Schule kamen, dass ich mich fragte, ob dies überhaupt erlaubt war. In anderen Teilen Großbritanniens waren Schuluniformen schließlich Pflicht!
Warum gerade an der Saint McSawyerson High School keine Schuluniformen getragen wurden, konnte ich mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht erklären. Lena Hanson gehörte der Gruppe der Schönheitsköniginnen an. Sie war ohnehin schon eine Naturschönheit und unterstrich dies zusätzlich mit figurbetonter, knapper Kleidung und auffälligem Make-up. Auf dem Weg zum Unterrichtsraum tat sie, als wäre ich gar nicht da und unterhielt sich ausgiebig mit Jimmy.
„Da vorn rechts ist die Schulcafeteria und im ersten Stock befindet sich das Sekretariat.“ Während Lena meinen kleinen zwei Jahre jüngeren Bruder erfolgreich um den Finger wickelte, unterhielt ich mich mit ihrem Bruder Tom.
„Und bist du aufgeregt?“, erkundigte er sich.
„Ich weiß nicht, ein wenig ja“, gab ich unsicher zu.
„Stacy, das wird schon. Glaub mir, eines Tages wirst du dich hier wohler fühlen als nirgendwo anders sonst. Du gehörst hier her und wirst deinen Platz hier finden. Du wirst schon sehen.“ Er sah mich an, als wüsste er genau wovon er sprach.
Die Sicherheit in seiner Stimme ließ mich erschauern und seine Worte hingen wie magisch zwischen uns in der Luft – so viel Wahrheit schien in ihnen zu stecken. Lena warf ihrem jüngeren Bruder einen beleidigten Blick zu, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder meinem widmete.
„Also, hier trennen sich unsere Wege nun leider, aber ich bin mir sicher, dass wir uns hier noch oft genug über den Weg laufen werden. Bis bald, Jimmy.“
Wiederholt warf sie ihm diesen Blick zu, diesmal noch viel lasziver und anzüglicher als in Anwesenheit unserer Eltern!
Als unsere beiden Brüder weg waren, wandte sie sich schließlich mir zu und sagte mit strenger Stimme:
„Falls es bei dir immer noch nicht angekommen ist – wir werden niemals Freunde sein, unabhängig davon, was meine Eltern von mir verlangen. Anastasia.“
Meinen Namen betonte sie laut und langgezogen, um mir klarzumachen, dass sie mich niemals „Stacy“ nennen würde. Schwungvoll drehte sie sich von mir weg und ihr langes umherwirbelndes Haar hinterließ eine parfümierte Duftnote. Als befände sie sich auf einem Laufsteg, betrat sie mit langsamen, großen Schritten das Klassenzimmer. Mich ließ sie einfach so zurück, obwohl sie unseren Eltern versprochen hatte, mich zu meinem Klassenzimmer zu begleiten.

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Der spannende Auftakt einer Fantasy-Familiensaga

Eine alte Fehde, zwischen zwei verfeindeten Gemeinden.
Ein dunkler Fluch, der ihre Existenz gefährdet.
Eine entzweite Familie, dazu gezwungen, einander zu hassen.
Und zwei Herzen, mit der Bestimmung, sie alle zu erlösen.

Die sechzehnjährige Anastasia (Stacy) zieht unerwartet in die Kleinstadt Longford. Doch mit der Stadt und ihren Stadtbewohnern scheint etwas nicht zu stimmen. Diese seltsamen Blicke, eine Clique, die sich ihr gegenüber ziemlich fragwürdig verhält, diese allumfassende Energie, die sie hier verspürt und was hat es eigentlich mit den „Anderen“ auf sich, die auf die andere Seite der Stadt verbannt wurden?

Die Antworten auf Stacys Fragen lassen nicht lang auf sich warten, jedoch werfen diese nur noch weitere Fragen auf: Schließlich kommt sie einem Geheimnis auf die Spur, dessen Enthüllung ihren Untergang bedeuten könnte, doch sie ist fest entschlossen, die Wahrheit herauszufinden – koste es, was es wolle.

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Leseproben:

Der spannende Auftakt einer Fantasy-Familiensaga 📚 

Auszug aus Kapitel I: Die neuen Nachbarn – Leseprobe I

Auszug aus Kapitel I: Die neuen Nachbarn – Leseprobe II

Auszug aus Kapitel I: Die neuen Nachbarn – Leseprobe III

Auszug aus Kapitel II: Die innere Stimme – Leseprobe IV

Auszug aus Kapitel II: Die innere Stimme – Leseprobe V

Auszug aus Kapitel III: Der grüne Schimmer – Leseprobe VI

Stell dir vor, du wärst gefangen in einer Illusion von Wirklichkeit

Bild von Melk Hagelslag auf Pixabay
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