Nasser Schlamm klebte unter meinen Stiefeln. Mit jedem Schritt entstand ein unangenehmes Quietschen. Der eiskalte Regen peitschte mir das Gesicht taub, ermöglichte es mir kaum, etwas zu erkennen. Fröstelnd verschränkte ich die Arme vor der Brust, während ich darauf wartete, dass der Himmel sich endlich wieder lichtete.

Ich erinnere mich nicht mehr gut an jenen Abend. Ich kann ihn weder großartig detailreich beschreiben, noch dafür garantieren, dass er jemals tatsächlich so stattgefunden hat. Das Einzige, was ich noch genau weiß, ist, dass der Himmel sich unerwartet grau gefärbt und Donnergrollen den Abend erfüllt hatte. Urplötzlich regnete es wie aus Eimern, obgleich der Wetterbericht einen trockenen und sonnigen Tag angekündigt hatte. Meine Kleidung und mein Haar klebten an meinem Körper und meine Stiefel waren fast gänzlich mit Dreck und Schlamm bedeckt. In meinem Korb suchte ich nach etwas zu Essen. Außer der Pilze, die ich hier im Wald gepflückt hatte, befand sich noch ein Stück Kuchen in ihm. Ich war halb am verhungern, verschlang das Stückchen Kuchen, zerknäulte seine Frischhaltefolie zu einem kleinen Ball und trat diesen wütend davon. Der Regen hatte sich nach einiger Zeit ein wenig beruhigt, doch schien nicht nachgeben zu wollen.

Nachdem ich bereits eine ganze Weile lang durch diesen stinkenden Morast gewandert war, vernahm ich ein funkelndes Licht, nicht weit von mir entfernt. Es war wunderschön, leuchtete grell und klar und schwebte majestätisch in tiefschwarzer Nacht. Dieses geheimnisvolle Licht war von unverkennbarer, unvergleichlicher Schönheit. Es war nicht von dieser Welt, dessen war ich mir sicher. Vielleicht war ich ja verrückt geworden, möglicherweise bildete ich es mir auch bloß ein, doch das war mir gleich. In jener Sekunde, in welcher ich das Licht erblickte, wusste ich, was ich zu tun hatte. Ich musste ihm folgen und es erreichen. Doch je näher ich ihm kann, desto weiter schien es sich von mir zu entfernen. Gleichmäßig bewegte es sich von mir weg, der Raum zwischen uns wurde nicht kleiner, nicht größer. Wie einem tiefliegenden, inneren Urinstinkt folgte ich dem bezaubernden Leuchten, in der Hoffnung, es irgendwann zu erreichen. Mein Hirn war wie betäubt, ich war wie verzaubert, wie hypnotisiert und in eine Art Trance versetzt. Bis heute weiß ich nicht, wie lange ich dieser Illusion hinterhergejagt war. Es war, als befände ich mich in einem Paralleluniversum, in welchem etwas wie Zeit nicht existierte. Mein Verlangen nach dem kleinen, funkelnden Etwas wurde immer stärker. Schon bald erschienen noch weitere leuchtende Kugelartige Lichter. Sie drehten sich umeinander und schienen elegant miteinander zu tanzen. Fasziniert und mit weitaufgerissenen Augen begutachtete ich das Szenario, meine Hände zu dem leuchtenden Wunder ausgestreckt. In diesem Augenblick existierte für mich nichts anderes auf dieser Welt. Da waren nur ich und dieses wundersame funkelnde Leuchten. Die Erkenntnis, dass es vor mir zu flüchten schien, sobald ich nur einen kleinen Schritt auf es zuging, schmerzte. Bei dem Gedanken, das einmalige, leuchtende Wunder niemals zu erreichen, schien sich mein Herz qualvoll zusammenzuziehen. Ich war müde, meine Glieder schmerzten, meine Beine fühlten sich bloß noch wie Gummi an. Dennoch konnte ich nicht stehen bleiben. Meine Angst, das schöne Leuchten aus den Augen zu verlieren, war zu groß.
„Dreh um! Du musst wieder umkehren!“, ertönte dann eine Stimme. Erschrocken fuhr ich zusammen. Wachsam suchte ich meine Umgebung ab, doch es war niemand zu sehen.
„Wer spricht da?“, fragte ich verwirrt, in gleichmäßigen, mechanischen Schritten dem majestätischen Leuchten folgend.
„Halt an! Du musst anhalten!“, sprach die Stimme wiederholt. Sie klang aufgebracht, doch herzlich, sanft und vertrauenswürdig zugleich. Dennoch konnte ich ihren Aufforderungen keinerlei Folge leisten. Ich musste voranschreiten und die kleinen, unvergleichbaren, leuchtenden Lichter erreichen. Die warmherzige Stimme versuchte noch eine ganze Weile, mich zu überreden stehenzubleiben, doch es gelang ihr nicht. Erst als vor mir blitzartig ein großes, viel zu grelles Leuchten aufflackerte, machte ich Halt. Reflexartig schloss ich meine Augen und hielt mir schützend die Arme vor das Gesicht.
„Warum willst du mir nicht gehorchen?“, fragte die Stimme, beinahe gekränkt. „Warum seid ihr Menschen nur so leicht zu verzaubern? Ihr seid so schwach. Ihr habt euch bereits so weit von der Natur distanziert, dass es euch kaum noch möglich ist, hier zu überleben.“
Langsam öffnete ich meine Augen zu zwei kleinen Schlitzen. Vor mir erstrahlte eine Wesenheit, einer Fee gleichend, einer Elfe oder einem Naturgeist aus irgendeinem Märchen. Ihre Gesichtszüge waren sehr fein und perfekt, und ihre Haut funkelte, als wäre sie mit unzähligen kleinen Diamanten besetzt. Ihr Haar war lang und golden und sie trug ein langes Gewand, das aussah als wurde es aus Licht gewoben. Dieses Wesen vor mir glich einem Engel und war um Welten schöner als das Licht, dem ich bis eben gerade noch wie besessen hinterher gejagt war. Mir stockte der Atem und ich glaubte zu träumen. Ich kniff die Augenlieder fest zusammen und wartete einige Sekunden, bis ich sie wieder öffnete. Doch die goldene Wesenheit war immer noch da.
„Was bist du?“, fragte ich stotternd.
„Ich bin ein Irrlicht.“
Automatisch wich ich einen Schritt zurück. Absurd, von einer Schönheit derartigen Ausmaßes Abstand zu nehmen, sich vor ihr zu fürchten. Doch hatte ich bereits viele Geschichten, Legenden und Sagen zu Ohren bekommen, die sehr gut beschrieben, um welch heimtückische, hinterhältige und listige Geschöpfe es sich bei den Irrlichtern handelt. Sie funkeln verführerisch und ziehen verirrte Waldbesucher wie Magneten an, solange bis diese ihren Verstand verlieren.
„Das heißt also, du willst mich in die Irre führen? Mich auf einen falschen Pfad bringen?“
„Nein! Ich bin hier, um dich zu retten!“, widersprach es energisch.
„Retten? Wovor?“
„Vor den anderen Irrlichtern.“
„Du meinst, diese kleinen, harmlosen leuchtenden Dinger?“
Die funkelnde Wesenheit vor mir, die sich selbst als Irrlicht bezeichnete, nickte energisch und sah mir besorgt entgegen.
„Die anderen Irrlichter sind meine Brüder und Schwestern, und sie sind alles andere als harmlos. Seit Stunden ziehen sie dich tiefer und tiefer in den Wald, bis du irgendwann vergisst ,wer du bist und wo du herkommst. Wie ist dein Name?“, wollte es von mir wissen.
Ich öffnete meinen Mund, doch brachte ich nichts über meine Lippen. Unwillkürlich zuckte ich zusammen, während es mir eiskalt den Rücken herabrieselte. Es traf mich wie ein Schlag ins Gesicht, wie ein weitausgeholter, unvorbereiteter Tritt in den Magen.
„Ich, ich weiß es nicht.“, stellte ich entsetzt fest. Mitleidig musterte das Irrlicht mich.
„Folge mir“, sagte es streng. Elegant schwebte es an mir vorbei und bewegte sich in die Richtung, aus der ich gekommen war. Ich sah den anderen Irrlichtern hinterher, welche immer noch fröhlich miteinander tanzten und mir verführerisch einladend entgegen funkelten.
„Schnell, bevor sie uns zusammen entdecken. Ich bekomme mächtigen Ärger, wenn jemand erfährt, dass ich dir helfe.“
Ich drehte mich wieder zu dem Irrlicht um, das mich tadelnd anblickte.
„Wenn du mir folgst und dich nicht von anderen Waldgeistern und Wesenheiten ablenken lässt, so werde ich dich sicher durch den Wald geleiten.“ Ich vernahm ein Zittern in der Luft und die Gestalt des Irrlichts verschwamm. Seine Silhouette verschmolz langsam mit dem Wald, bis nur noch ein kleines Leuchten von ihm übrig blieb. Jetzt sah es genauso aus wie seine Brüder und Schwestern. Dankbar folgte ich dem Irrlicht.
Es hatte sein Versprechen gehalten und mich sicher zum Stadtrand geleitet. Ich nickte ihm dankend zu und fragte:
„Werde ich dich jemals wiedersehen?“ Der Gedanke, dieser wundersamen Wesenheit niemals wieder zu begegnen brannte wie eine glühendheiße Klinge in meinem Herzen.
„Ich hoffe nicht. Ich hoffe, du gehst nie wieder so tief in den Wald hinein, dorthin wo meine Brüder und Schwestern auf dich lauern. Ich werde dir nicht jedes Mal zu Hilfe kommen können.“
Das Irrlicht schleuderte mir die Worte wie Steine ins Gesicht.
„Aber warum machen sie das?“
„Aus reinem Vergnügen, aus Langeweile und aus Drang nach Vergeltung. Die Naturgestalten sind böse mit den Menschen. Sie sind traurig und enttäuscht von ihrem leichtsinnigen und undankbaren Umgang mit der Natur. Als Bestrafung führen einige von ihnen die Menschen in die Irre und verwirren sie, sodass sie nie wieder aus dem Wald zurück nach Hause finden.“
Ich erinnerte mich an die Frischhaltefolie, die ich unachtsam und einfach so, ohne nachzudenken wütend davon gekickt hatte. Und das bloß, weil ich von dem Unwetter genervt gewesen war. Die Folie würde sich nicht so leicht zersetzen wie natürliche Stoffe, sie würde den Wald verdrecken und war ein Eindringling für alle Waldbewohner, ob Pflanzen, Tiere oder Waldgeister. Das Irrlicht hatte Recht und augenblicklich überkam mich ein schlechtes Gewissen.
„Es tut mir leid“, versuchte ich dem Irrlicht zu erklären. Brennende Tränen stiegen mir in die Augen.
„Ich weiß“, entgegnete es, „Ich muss jetzt wieder zurück, zu meinen Brüdern und Schwestern.“ Das Irrlicht schenkte mir ein ehrliches Lächeln, es schien mir zu vergeben. Kurz darauf erlosch es, als wäre es nie da gewesen. Mittlerweile konnte ich mich auch wieder an meinen Namen erinnern. Ich konnte nicht fassen, dass diese kleinen, funkelnden Lichter tatsächlich in der Lage dazu gewesen waren, mich meinen eigenen Namen vergessen zu lassen.

Der obskure Aberglaube, dass Irrlichter von schlechter Natur sind, einen in die Irre führen, so lange manipulieren und hypnotisieren, bis man seinen Verstand verliert, wurde hiermit also belegt, doch gleichzeitig wurde er widerlegt. Denn es schien auch gute Naturgestalten mit schlechtem Ruf zu geben. Das Irrlicht, welches mir zur Rettung kam, agierte nicht aus reinem Vergnügen der Vergeltung Willen. Es hatte mir vergeben, ohne dass ich darum gebeten hatte und kam mir aus freien Stücken zu Hilfe, ohne dass ich nach ihm gerufen hatte. Und das, obwohl es befürchtete, dabei selbst in große Schwierigkeiten zu geraten und den Zorn der anderen Irrlichter auf sich zu ziehen. Ich konnte nur hoffen, dass ihre Brüder und Schwestern nichts bemerkt hatten. Für mich, war dieses Irrlicht das selbstloseste und reinste Geschöpf, welches mir je begegnet war.

Heute werfe ich nicht mehr unachtsam mit Müll um mich, wenn ich in den Wald gehe. Ich gehe bedacht mit der Natur um, nehme mir nur das von ihr, was ich wirklich brauche, und das mit einer dankbaren Einstellung. Heute erscheint mir die Erinnerung an jenen Tag bloß noch wie ein verschwommener ferner Traum, eine Halluzination. Doch das ist wohl so mit den Naturwesen. Sie sind nicht von unserer Welt und wenn man sich noch an sie erinnern vermag, dann bloß schwach und als handle es sich dabei bloß um einen vergessenen Traum.

Der Mensch zerstört die Natur, aus Unachtsamkeit, aus Respektlosigkeit und aus Habgier, ohne sich dabei im Klaren zu sein, dass er damit lediglich seinen eigenen Lebensraum verunreinigt und vernichtet. Auch wir Menschen sind natürliche Wesen, wir sind nicht künstlich erschaffen worden, sondern der Natur entsprungen und unsere moderne Lebensweise ist im Grunde genommen unnatürlich. Ohne die Natur sind wir nichts – ohne sie haben wir nicht den Hauch einer Chance zu überleben. Wovon wollen wir uns ernähren, wenn nicht von dem, was die Natur zu erschaffen vermag? Was wollen wir trinken, wenn es kein sauberes Wasser mehr gibt, weil wir es gänzlich verunreinigt und verschwendet haben? Und was wollen wir einatmen, wenn nicht den Sauerstoff, der durch die Natur erst produziert wird?
Gehen wir also mit mehr Achtsamkeit um, wenn wir in der Natur sind und auch im Alltag können wir immer etwas dazu beitragen, unsere Umwelt zu schützen und umweltbewusst zu handeln. Es gibt viele Gründe, weshalb es nicht nur sinnvoll, ja sondern notwendig ist, zu versuchen, umweltbewusster zu leben. Die Plastikverschmutzung des Meeres, die Abholzung der Regenwälder, die gesamte Ausbeutung und Verunreinigung unseres Planeten.
Man glaubt, als einzelner kleiner Mensch könne man nichts zur Verbesserung des Umweltschutzes beitragen, der Planet würde ja ohnehin ausgebeutet und verunreinigt. Auch ich erwische mich oft bei diesem Gedanken, doch wenn sich jeder Mensch auf Erden an gewisse Regeln hielte, so müsste doch eine Verbesserung erwirkbar sein.
Einige dieser ganz einfachen Regeln, die dein Leben nicht einmal groß einschränken werden, möchte ich dir im Folgenden vorschlagen.

Umweltbewusst leben: 7 Tipps im Überblick

Die meisten dieser Tipps werden von vielen bereits beherzigt und befolgt und dürften auch für dich nicht neu sein, doch: Es ist immer gut, hin und wieder an diese einfachen Dinge erinnert zu werden.

  1. Nutze öffentliche Verkehrsmittel, die unabhängig von dir ohnehin fahren und die Umwelt verunreinigen, fahre mit dem Fahrrad oder gehe zu Fuß, anstatt das Auto zu nehmen – das ist nicht nur umweltbewusst, sondern auch für dich selbst meist günstiger.
  2. Spare Strom – was ebenso nicht nur der Umwelt, sondern auch deinem Geldbeutel gutttut. Z.B. kannst du den WLAN-Router ausschalten, wenn du das Haus verlässt, deine Elektrogeräte ausschalten oder das Licht ausschalten, wenn du sie/es nicht unbedingt benötigst und Energiesparlampen nutzen.
  3. Zieh dir einen dicken Pulli und dicke Socken an, anstatt die Heizung voll aufzudrehen oder nutze beim Kochen den Deckel auf dem Topf – das spart viel Energie. Steige zudem auf Grüne Energie um, anstatt Strom aus Kohle- oder Atomkraftwerken zu nutzen.
  4. Vermeide Verpackungsmüll: Du kannst z.B. Obst und Gemüse oder Eier lose kaufen, anstatt in Netzen, Pappkartons oder in eingepackter Plastikfolie. Habe zudem unterwegs immer einen Stoffbeutel dabei, um auch bei spontanen Einkäufen auf Plastik- oder Papiertüten verzichten zu können. Nutze Recyclingpapier wie z.B. bei Klopapier, anstatt herkömmliche Varianten.
  5. Verwende Produkte aus nachhaltigen Rohstoffen oder stelle z.B. deine Kosmetikprodukte selbst her. Viele tolle Rezepte u.a. zu Gesichtsmasken oder Haarkuren lassen sich dazu im Internet finden. Nutze statt klimaschädlichem Deodorant umweltschonendes Natron. Frauen können eine Menstruationstasse nutzen, anstatt Binden oder Tampons. Das ist gut für die Umwelt, für die Gesundheit und für deinen Geldbeutel.
  6. Verkaufe deine alten Sachen, sodass sie wiederverwendet werden können, anstatt sie wegzuschmeißen oder lasse sie reparieren, wenn sie kaputt sind und kaufe auch selbst Gebrauchtwaren, falls es sich anbietet. Kaufe zudem nur soviel ein, wie du wirklich benötigst, um keine Lebensmittel wegschmeißen zu müssen.
  7. Trenne Müll. In unserem Abfall stecken viele wiederverwertbare Rohstoffe und Wertstoffe. Schmeiße auch keine Pfandflaschen in den Müll. Wenn du keine Lust hast, sie im Supermarkt abzugeben, stelle sie irgendwo dort ab, wo sie für Sammler gut zu finden sind. Nur so kann ein Kreislauf entstehen, der unsere Umwelt schont.

Dies ist wie gesagt nur ein ausgewählter Teil von Tipps für umweltfreundliches Verhalten. Vielleicht fallen dir noch weitere Tipps ein? Lebst du umweltbewusst oder zumindest zum Teil? Was meinst du? Falls nicht, dann könntest du jetzt vielleicht damit anfangen. Nicht nur der Planet, die Natur und all deine Nachfahren werden es dir danken, sondern meist sogar dein Geldbeutel. Außerdem machen gute Taten glücklich und umweltbewusst zu leben, ist eine gute Tat an uns alle.

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